"Zween schuch mein tieffe ..."
Bis ins 19. Jahrhundert existiert in Deutschland kein einheitliches Maßsystem. Dies führt vor allem beim Handel zu ständigen Streitigkeiten. Als Kepler 1627 die "Tabulae Rudolphinae" in der Reichsstadt Ulm drucken läßt, bittet ihn der Magistrat, die dort gängigen Maße und Gewichte zu normieren.
Kepler vermeidet aus politischen Gründen eine Abschaffung geltender Messgrößen und entwirft ein Eichgefäß, das sämtliche Längen- und Hohlmaße aufeinander abstimmt.
Der "Ulmer Messkessel" fasst 1 Eimer Donauwasser zu 3,5 Ulmer Zentnern, hat einen Durchmesser von 1 Elle und ist 2 Schuh hoch. Zusätzlich ersinnt Kepler kleinere Gefäße mit einem Bruchteil dieses Fassungsvermögens, da der Kessel wegen seiner Größe für den alltäglichen Gebrauch zu unhandlich ist.
Fast fünfzehn Jahre vor der Erfindung des Messkessels bemerkt Kepler beim Weinkauf, dass die Verkäufer Fassinhalte durch bloßes Einführen einer Messrute bestimmen, ohne dabei auf die unterschiedlichen Formen der Fässer Rücksicht zu nehmen. Kepler entwickelt daraufhin geometrische Methoden zur Berechnung von Fassinhalten, und veröffentlicht diese 1615 in der Schrift "Nova stereometria doliorum". Für die alltägliche Anwendung erscheint 1616 eine überarbeitete deutsche Fassung.
Wer meint, dass Kepler nach so vielem wechselvollen Geschick wenigstens im Alter ein hartes Lebensschicksal erspart geblieben ist, den belehren folgende Austellungsgruppen eines Besseren:
- Der Hexenprozess gegen Katharina Kepler
- Keplers Forschungen zur Stereometrie
- Kepler in Sagan